Greetsieler Kunstwoche 2023

Tradition und Überraschendes treffen sich

„Das Jahr eins nach dem 50. Geburtstag – nach dem Jubiläum der Greetsieler Woche habe man sich hinterfragt, sagte Dr. Georg Ackermann anlässlich der Eröffnung der Kunstausstellung in der Greetsieler Ubbo-Emmius-Grundschule. „Aber wir wollen ein Zeichen setzen: Wir sind noch da!“ Zwölf Künstlerinnen und Künstler, unter ihnen zwei Niederländer und eine gebürtige Syrerin, stellen bis zum kommenden Sonntag in den Klassenräumen aus. Das Interesse von Kunstfreunden und -interessierten war schon am Sonntag sehr groß.

Viele waren zur Eröffnung gekommen, die in diesem Jahr eine besondere war. Ein Ehrengast konnte nicht mehr dabei sein. Am Donnerstag, teilte Ackermann als Sprecher des Arbeitskreises Greetsieler Woche mit, sei Dr. Helmut Eichhorn im Alter von 91 Jahren gestorben. Eichhorn war langjähriger Begleiter, vor allem aber so etwas wie die künstlerische Stimme des Arbeitskreises. Der Kunsthistoriker und ehemalige Direktor des Ostfriesischen Landesmuseums in Emden stellte in all den Jahren die Künstler vor, begleitete im Rahmen von Kunstführungen viele Besucher durch die Räume. „Kunst war seine Leidenschaft“, sagte Ackermann und erinnerte an Eichhorns Vorträge: „Sie waren eine Kunst!“

„Kunst ist eine Plattform, auf der sich Menschen treffen“, sagte Landrat Olaf Meinen, der in diesem Jahr die Schirmherrschaft übernommen hat. Ihre Aufgabe sei es zu bilden, es reiche nicht, nur kurz zu schauen, vielmehr gelte es, sie zu hinterfragen und sich damit auseinanderzusetzen. Ackermann hatte zuvor betont, dass sich der ehrenamtlich arbeitende Arbeitskreis Greetsieler Woche auch in Zukunft zur Aufgabe mache, Menschen Kunst näherzubringen. Es gebe keinen elitären Anspruch, vielmehr zähle hier insbesondere der direkte Kontakt zwischen Kunstschaffenden und Betrachtern.

Schon am Sonntag nutzten viele diese Gelegenheit. Sprachen nach der offiziellen Eröffnung, die Edda Liebermann-Pauen mit dem Akkordeon musikalisch untermalte, die Künstler und Künstlerinnen an, ließen sich Hintergründe und Arbeitsweisen erklären, staunten immer wieder darüber, dass auch oder vielleicht gerade hier – im ländlichen Raum – besondere Kunst zu Hause ist. Fotorealistische Gemälde, Stillleben, Texte, zerlegt in Wörter und Buchstaben und so zu neuer Kunst geworden, Landschaften voller Temperament in der Gestaltung hier, vorsichtig und zurückhaltend dargestellt dort, Skulpturen in aller Behutsamkeit aus Sandstein geschält, Keramiken, aus denen Urwüchsigkeit spricht – die Greetsieler Woche vereint auch in ihrer 51. Ausgabe eine große künstlerische Bandbreite…“

Irmi Hartmann, Ostfriesischer Kurier 18.07.23